Anatol

Anatol Herzfeld

(in der Regel nur als Anatol auftretend), bürgerlich Karl-Heinz Herzfeld, (* 21. Januar 1931 in Insterburg, Ostpreußen) ist ein in Neuss schaffender Bildhauer. Er arbeitet vorrangig mit Holz, Eisen und Stein.

Seine Wirkungsstätte ist die Stiftung Insel Hombroich.
Als Schüler des Düsseldorfer Künstlers Joseph Beuys orientierte sich Anatol eng an die künstlerischen Vorstellungen seines Lehrers. Insbesondere der erweiterte Kunstbegriff findet sich in einer besonderen Spiegelung auch bei Anatol wieder. Das Reden, das Erzählen von Geschichten und das einfache Arbeiten mit den bloßen Händen sind ein Schwerpunkt in Anatols Arbeiten. Dabei nimmt er insbesondere Bezug zu zeitaktuellen politischen und gesellschaftlichen (sozialen) Themen.


Biographie Anatol Herzfeld:

1931 geb. in Insterburg, Ostpreußen
1964 - 1972 Studium an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf bei
Joseph Beuys und Carl Wimmenauer
1975 Gründung der freien Akademie Oldenburg
1979 - 1981 Lehrauftrag an der Kunstakademie Düsseldorf
1980 erste Aktivitäten für ein Musem aus der Region
Museum Insel Hombroich

seit 1982 Arbeitszeit auf der Museumsinsel Hombroich
mit eigenem Atelier,
Beginn der Arbeitszeit (Kirche, Parlament, Schule) 

Leben und Wirken

Anatol wurde als Karl-Heinz Herzfeld am 21. Januar 1931 in Insterburg, Ostpreußen als uneheliches Kind einer sehr jungen Mutter geboren. Sie gab ihn in eine Pflegefamilie ab, wo er als Kind bibelfester Eltern aufwuchs. Sein Pflegevater, den er stets als seinen ‚Vater‘ betrachtete, war überzeugter Sozialdemokrat. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs flüchtete die Familie vor den polnischen und sowjetischen Truppen nach Westdeutschland, weil die erhoffte ‚Befreiung‘ ausblieb. Hier, im Rheingebiet, begann Karl-Heinz Herzfeld zunächst eine Lehre zum Schmied (Kunstschmied) und trat später von 1953 bis 1991 in den Polizeidienst als Verkehrspolizist ein. Seine Tätigkeit als Beamter, die er vor allem mit einem Puppenspiel-Programm in Schulen verbrachte, ließ ihm Zeit für ein Studium. Anatol selbst definiert sich über eine lose Liste von Berufen, Mitgliedschaften, Qualifikationen, Hobbys und Eigenschaften. Eine davon ist wie folgt überliefert:
„Anatol ist gelernter Hufschmied; deshalb / trägt er einen Hufnagel in seinem Hut. / Wenn er nach dem Beruf gefragt wird, / gibt er folgendes zu Protokoll: Bildhauer, / Maler, Zeichner, Puppenspieler, Schmied, / Geschichtenerzähler, Angler, Karikaturist, / Haudegen, Meisterschüler durch Beuys, / jetzt Meister, Mitbegründer der „Akademie / Oldenburg“, Kneipenbruder, CDU-Mitglied, / Polizeibeamter.“
Gerd Winkler: Zeitschrift Pardon, März 1976
Hierin schwingt nicht alleine Anatols Unwille mit, sich in Schubladen einordnen zu lassen, sondern ebenso sein bewußtes Spiel mit Journalisten und all jenen, welche ihm mit Fragen an seine Person gegenübertreten. Nur selten beantwortet Anatol eine Frage direkt; zumeist verpackt er die Antwort in umfangreiche Geschichten bei denen er von einem Thema zum nächsten springt und die oftmals eine stark autobiographische Note aufweisen.
Über zwei Freunde, Norbert Tadeusz und Peter Heisterkamp (Blinky Palermo) kam er in Kontakt mit Joseph Beuys. Daraufhin studierte Anatol von 1964 bis 1972 an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf zunächst 11 Semester bei Joseph Beuys (Schwerpunkt Bildhauerei) und anschließend vier weitere bei Karl Wimmenauer (Architektur). Eigenen Angaben zufolge nahm Anatol das Studium bei Wimmenauer auf sich, um ein näheres Verständnis für Raum und die Gestaltung dessen, über das Bildhauerische hinaus zu bekommen.
Im Oktober 1975 gründete er, in Anlehnung an die Freie Internationale Universität, gegründet durch Joseph Beuys, die Freie Akademie Oldenburg mit. Von 1979 bis 1981 hatte er einen Lehrauftrag an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf. Bis zu seiner Pensionierung war er als Polizist in Düsseldorf tätig. Seit den frühen 1980er Jahren ist Anatol auf dem Gelände des Museums Insel Hombroich tätig. Hier wurde nach seinen Vorgaben ein, nach dem Vorbild osteuropäischer Bauernhäuser, entsprechendes Wohn- und Arbeitshaus errichtet. Das gesamte Areal um dieses Gebäude, mitsamt der auf ihm befindlichen Arbeiten sind Eigentum Anatols. Testamentarisch wurde festgehalten, dass nach dem Tod Anatols das Areal in den Besitz der Stiftung Insel Hombroich übergeht und dieses so zu belassen sei, wie zum Zeitpunkt des Todes..
Anatol Herzfeld ist verheiratet und hatte einen Sohn.

Künstlerische Tätigkeit

Das Schaffen von Anatol ist kaum zu überblicken. Er ist ebenso produktiv, wie vielseitig. Sein Œuvre reicht von Zeichnungen über Radierungen, Malerei, bis hin zu Multiples, sogenannten Bretterbildern und skulpturalen Arbeiten (Plastiken) aus den unterschiedlichsten Materialien. Das Repertoire an Formen wandelte sich über die Jahre, was in erster Linie an den Großplastiken ersichtlich ist. Bevorzugte Materialien sind Stein, Holz und Stahl, wobei Holzplastiken vor allem vor 1990 erstellt wurden, was sich ab etwa diesem Zeitpunkt zugunsten von Stahlarbeiten wandelte. Zunächst finden sich im Werk von Anatol viele ‚benutzbare‘ Arbeiten, wie Stühle und Tische. Inzwischen dominieren seine Wächter die künstlerische Produktion von Anatol.



AUSZEICHNUNGEN und PREISE

1991 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande
1995 Auszeichnung mit dem Lovis-Corinth-Preis
1998 (seit) Professor of Fine-Arts, University of South Dakota, Vermillion Ehrenbürger des Staates South Dakota

AUSSTELLUNGEN
(Auswahl)

    1970: „Gegenverkehr“, Aachen
    1972: Galerie Onnach, Köln
    1972: Galerie Schmela, Düsseldorf
    1972: documenta 5, Museum Fridericianum, Kassel
    1973: Kunstverein Bochum
    1974: Galerie Thomas, München
    1975: Kunstverein Oldenburg
    1976: Galerie J. Baecker, Bochum
    1977: documenta 6, Museum Fridericianum, Kassel
    1978: Galerie Schmela, Düsseldorf
    1979: Karl-Ernst-Osthaus-Museum Hagen
    1979: Galerie Camomille, Brüssel
    1980: Kunstverein Krefeld
    1982: documenta 7, Karlsaue, Kassel
    1982: Galerie Camomille, Brüssel (Gemeinschaftsausstellung)
    1983: Nationalgalerie Berlin
    1984: Tokio
    1985: Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf
    1987: Kunstverein Bochum
    1989: Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg
    1992: Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen
    1995: Galerie Camille von Scholz, Brüssel (Gemeinschaftsausstellung)
    2002: Städtische Galerie im Park Viersen, Viersen
    2006: Galerie Vömel, Düsseldorf





Arbeiten im öffentlichen Raum (Deutschland)

Anatol: Kopf Joseph Beuys, 2008
    Wächter, Rathaus, Neuss
    Eisenmänner, Insel Hombroich, Neuss
    Das Parlament, Insel Hombroich, Neuss
    Die Kirche, Insel Hombroich, Neuss
    Die Schule, Insel Hombroich, Neuss
    Jade 1 (1975), Dangast, Jadebusen
       (Die erste Blei-Version wurde infolge von Eisgang unrettbar beschädigt)
    Jade 2, Dangast, Jadebusen (Neue Fassung aus Kunststoff)
    Die Wächter der Goitzsche (2000), Bitterfeld, Goitzsche
    Marktredewitz-Tor (1999), Marktredwitz, Engerland-Platz
    Der Schütze, Neuss-Holzheim am Schützen- und Ständebaum
    Kopf Joseph Beuys, 2008, Rheindeich Meerbusch-Büderich